Donnerstag, Juni 30, 2005

Da draußen ist noch wer


Es war schon sehr spät, nicht weit von einer Straße entfernt standen die beiden auf einer Wiese und versuchten herauszufinden, ob sie vor mir flüchten sollten oder nicht.

Da draußen gibt es noch immer, trotz all unserer Bemühungen, so viel anderes Leben, mit anderen Bedürfnissen und anderen Erwartungen, die wir in unserem egoistischen Denken und Handeln einfach übersehen oder nicht einmal wahrnehmen. Aber sie leben zumindest genau so lange hier wie wir und wir machen ihnen ihr Leben nicht leichter, weil wir glauben ein Recht zu besitzen alles unseren Wünschen unterzuordnen.
Aber da draußen gibt es anderes Leben, es entsteht und vergeht nach uralten Rhythmen und wir unterliegen diesen Gesetzen trotz all unserer Fortschrittsgläubigkeit auch noch immer.

Mittwoch, Juni 22, 2005

Bachstelze

Sie war nur kurz zu Gast in meinem Garten, auf der Suche nach Wasser. Zuerst probierte sie es am kleinen Holztrog mit der einen Seerose, doch war dort der Wasserspiegel für sie zu tief, dann versuchte sie am Fischteich an das Naß heranzukommen. Sie landete auf einem Seerosenblatt, doch selbst sie als Leichtgewicht war für das Blatt zu schwer und da es langsam unter ihren Füßen versank, flog sie doch lieber an den Rand des Teiches. Nur dort hatte sie das gleiche Problem wie vorher beim Holztrog - der Wasserspiegel war für sie nicht zu erreichen. Mit ihrem charakteristischen wippenden Schwanz lief sie am Rand des Beckens auf und ab, fand aber keine Möglichkeit und flog deshalb wieder davon.
Das war's.
Warum mir das einen Eintrag wert ist?
Weil im großen Garten meiner Eltern (also meiner Kindheit), diese "lustigen", weil immer in Bewegung befindlichen eleganten Vögel, mit ihrer schwarz-weiß Färbung und ihrem wippenden Schwanz, ein allgegenwärtiger Anblick waren und weil in meinem jetzigen Garten sich bisher noch nie eine Bachstelze eingefunden hat.
Das macht es für mich besonders und damit erwähnenswert.

Samstag, Juni 18, 2005

Naturtagebuch

Es klafft eine große Lücke, die, von der Rückkehr der Schwalben bis hin zum ersten Aufleuchten der Glühwürmchen, alles was sich draußen so zugetragen hat unerwähnt läßt.
Doch damit habe ich im Stillen schon gerechnet.
Wer will zu dieser Jahreszeit, bei diesem Wetter schon im Haus vor einem Computer sitzen? Draußen ist es jetzt viel schöner, da gibt es so unendlich viel zu sehen und zu erleben. Dazu ist es bis weit nach zehn Uhr hell und ab vier Uhr geht das ganze schon wieder los.
Jetzt ist die Zeit zu erleben und sich das Erlebte zu merken, um es dann später, wenn die Tage wieder kürzer geworden sind, niederzuschreiben und sich vielleicht daran zu erwärmen.
Also raus mit uns!

Freitag, Juni 17, 2005

Nur Fische?

Im Garten befindet sich ein kleiner Fischteich den die Großeltern angelegt haben. Ich habe mich nie sonderlich dafür interessiert und mich schon gar nicht darum gekümmert. Da in den vergangenen Jahren auch Großmutter nicht mehr in der Lage war, sich um den Teich zu kümmern, blieb er sich selbst überlassen.
Vor jedem Winter dachte ich mir, daß es nun die letzte Stunde für die im Teich befindlichen Goldfische geschlagen hätte. Und nach jedem Winter war ich erstaunt, sie lebend vorzufinden. Die nicht gegebene Pflege machte den Fischen offensichtlich keine Probleme und ihre Hartnäckigkeit führte dazu, daß ich langsam eine gewisse Achtung vor ihnen entwickelte.
Den gänzlichen Umschwung brachten heuer zwei Kois, die ich günstig kaufen konnte. Mit dem Aussetzen der beiden im Teich, war dieser nun zu meinen Interessen hinzugekommen.
Nun kümmere ich mich um die Filterung und Temperatur des Wassers und, was ich all die Jahre nicht gemacht habe, nun füttere ich die Fische. Und wenn sich mein kleiner Schwarm zu Beginn vor mir versteckte und nur zaghaft unter den Seerosenblättern zum Fressen hervorkam, so sind die Fische mittlerweile schon wesentlich zutraulicher geworden und erkennen mich nun. Mittlerweile ist mir das viele Schilf, das rund um den Teich wächst, ein Dorn im Auge geworden, da es die Wasserfläche zu sehr beschattet.
Als ich gestern mit Hacke und Spaten den Wurzelballen zu Leibe rückte, nahm ich an, daß sich die Fische unter den Seerosen verstecken würden, was sie anfänglich auch taten. Sie beruhigten sich aber schnell und schwammen bald friedlich im Teich herum. Doch was mich wirklich verblüffte, bemerkte ich kurze Zeit später. Am Rande der Seerosen hatten sich fast alle eingefunden, standen in unterschiedlicher Tiefe im Wasser und blickten zu mir herüber und beobachteten mein Treiben!
Das war erste Mal in meinem Leben, daß mich Fische beäugten und nicht nur ich sie. Sie zeigten Interesse an dem was da außerhalb ihres Teiches vorging. Zack, mit einem Mal waren aus "blöden, einfältigen", "nur" Fischen richtige Lebewesen geworden. Schon die beiden, leicht durch ihre verschiedenartige Färbung unterscheidbaren Kois, zeigten deutlich differenzierbares Verhalten. Kois sind ja Karpfen doch Karpfen galten für mich als die "stumpfsinnigsten" unter den "dumpfen" Fischen.
Was Ignoranz alles entstehen läßt ist schauderlich. Erst durch das eigene, unbeeinflußte Erfahren dieser Tiere konnte sich meine vorgefaßte, angelernte Meinung ändern.

P.S: Mittlerweile zeigt einer der Kois ein eigenartig zurückgezogenes Verhalten und ich mache mir große Sorgen um ihn.

Donnerstag, Juni 09, 2005

Aus dem Archiv (vor etwa drei Jahren geschrieben)

Das erste Mal in meinem Leben hörte ich heute den lauten, scharfen Schrei eines Graureihers. Zuerst habe ich ihn gar nicht als Graureiherschrei wahrgenommen und war mir überhaupt nicht sicher, tatsächlich ein Geräusch gehört oder es mir nur eingebildet zu haben. Doch die beiden folgenden Schreie waren eindeutig und konnten wirken. Aus einem bisher stummen, lautlosen Vogel wurde ein Wesen mit Charakter. Aus dem stillen, unauffälligen Geschöpf wurde mit diesen Schreien plötzlich ein auf sich aufmerksam machendes Wesen, das seinen Platz einfordert, das seine Anwesenheit beansprucht, das seine Interessen lautstark kundtut.
Wie ist es passiert?
Ich war wieder, wie so oft, rund um den Wienerwald See skaten, doch dieses Mal etwas später als sonst, so gegen neun Uhr. Aufgrund aufziehender Wolken gab es keinen langsamen Sonnenuntergang und die Dämmerung setzte früher ein. Ich fuhr im schon schwachen Licht über den Damm, als ich glaubte aus dem Überlaufgraben etwas gehört zu haben. Ich grübelte noch, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm und einen großen grauen Vogel entdeckte. Dieser flog Richtung Dammkrone. Im Dämmerlicht verlor ich ihn aber aus den Augen. Ich blieb stehen, blickte mich suchend um und konnte kurz darauf nicht nur einen Reiher entdecken, sondern zwei. Sie flogen noch eine Schleife um Höhe zu gewinnen und überquerten die Dammkrone trotzdem nur knapp. Wie sie auf den See hinausflogen stieß einer der beiden Reiher noch zweimal seinen markanten Schrei aus. Über dem See drehten sie dann ab und flogen wieder das Wiental hinunter.
Wow, das erste Mal in meinem ganzen bisherigen Leben und hoffentlich nicht das letzte Mal. Es war etwas Besonderes!
Reiher habe ich schon unzählige gesehen, fliegend, mit ihrer charakteristischen s-förmig geschwungenen Halshaltung, oder ruhig im seichten Wasser stehend, auf der Jagd nach Fischen. Es ist noch gar nicht so viele Tage her, daß ich sogar drei Exemplare am oberen Ende des Sees in unmittelbarer Nähe zueinander beobachten konnte. Meistens sehe ich sie aber alleine.
Ja, gesehen, das schon - sie überhaupt sehen zu können finde ich schon toll - aber hören? Mir ist nie etwas abgegangen. Obwohl Vögel sonst ja eher laute Zeitgenossen sind, habe ich mich nie gefragt "warum ist dieser Vogel so leise?" oder "welche Laute gibt dieser Vogel von sich?". Mir hatte gereicht ihn zu sehen und weiter gingen meine Gedanken nicht, mir fehlte nichts, lebe ich doch in einer ohnehin sehr geräuschvollen Zeit (wenn auch die meisten Laute menschlichen Ursprungs sind). Ist dieses "nicht Abgehen von Stimme? reine menschliche Überheblichkeit, oder weist sie auf ein Verkümmern hin, auf ein Verkümmern der Wahrnehmungsfähigkeit den Lauten der Natur gegenüber. Jetzt, da ich den Reiher gehört habe ist es selbstverständlich, daß er eine Stimme hat, doch vorher ist er mir in seiner Laut-Losigkeit normal vorgekommen.
Wie klingt nun dieser Laut?
Sofort beim Hören war die Assoziation da, "das klingt ähnlich wie ein Kranichschrei" - laut, scharf, hoch, nicht melodisch schön, doch markant, leicht krächzend, kein Pfeifen. Was er bedeutet, oder warum er ausgestoßen wurde, weiß ich nicht. War es ein Paarungslaut, war es überhaupt ein Paar, oder war es ein Kampf-, ein Drohlaut und war der zweite Vogel vielleicht ein Rivale, ein Konkurrent? Hat es etwas mit der späten Abendstunde zu tun, oder mit dem für Juni ungewöhnlich warmen Wetter? Bis vor einigen Stunden wußte ich nicht einmal, daß es ihn gibt, diesen Reiherschrei und jetzt wüßte ich gerne alles darüber. Doch wie bei den meisten Tieren weiß ich wenig bis gar nichts über sie, bin schon damit zufrieden sie zu erkennen, sie als Spezies eindeutig ansprechen zu können - welch ein armes Leben. Meine "Nachbarn" sind mir unbekannt.

Sonntag, Juni 05, 2005

Der Berg

Ich erwachte in der Nacht. Der Schlaf war ruhig und traumlos gewesen, doch nun war ich munter. Es gab keinen erkennbaren Grund für mein Erwachen und auch mein inneres Gefühl war nicht beunruhigt. Ich war einfach aufgewacht, lag im Bett und nahm wieder bewußt meine Umgebung war. Kein Geräusch war zu hören. Eine ruhige, nächtliche Stille umgab mich, füllte den Raum ohne zu beängstigen, bettete mich in ihre Ruhe und trat in den Hintergrund, ohne mich zu verlassen. Ein schwaches zurückhaltendes Mondlicht drang durch die offene Balkontür und gab den Möbeln einen Hauch von Leben. Ihre zart erhellten Flächen zerflossen in den dunklen Schatten und finstren Winkeln des Zimmers. Doch glitt mein Blick nur kurz über sie hinweg und folgten dem Pfade des bleichen Mondlichtes hinaus ins Freie. Und da erblickte ich ihn.
Die vertraute Silhouette, dieser stumpfe, graublaue felsige Kegel, der deutlich zu erkennen war vor dem, mit weißlich grauen Wolkenbauschen akzentuierten blaßblauen Nachthimmel. Seine Flanken schimmerten hell und gaben seiner Erscheinung einen magischen Glanz. Das zarte Mondlicht erhellte den mächtigen weißen Kalkstein wo er blank zu Tage trat und ertränkte alle Risse, Spalten, Rinnen im dunklen Schwarz des Schattens. Vom hölzernen Türstock eingerahmt wurde mein Blick nur um so mehr auf seine erhabene Schönheit gelenkt. Der Berg war da, wie immer, nur in dieser Nacht hatte seine markante Erscheinung etwas tröstliches, etwas beruhigendes, eine Sicherheit ausstrahlend die einem das Gefühl der Geborgenheit schenkte. Keine mächtige, gebietende Anwesenheit, sondern viel mehr eine wissende, dauernde und die Zeiten durchdringende Existenz, die sich seiner selbst gewiß und der Fortdauer und Unabänderlichkeit des Gangs des Lebens gewahr war. Eingebunden in Kreisläufe, Welten und Dimensionen die mir verborgen sind und es immer bleiben werden, dessen kleiner, winzig kleiner Bestandteil ich aber dennoch war und bin. Und diese fundamentale Gemeinsamkeit, ließ mich mit dem Berg einen sphärischen Äther tauschen, der mich all meiner kleinen Sorgen, Bedenken und Widrigkeiten enthob, in mir ein Gefühl der wunschlosen Zufriedenheit und ein Wissen um die Unendlichkeit des Lebens mit einer unauslöschlichen Aufgehobenheit bewirkte. Dankbarkeit für die Erkenntnis, aber vorallem eine Nähe zu allem Lebenden, ein Eins sein mit allem Natürlichen ließen mich selig wieder entschlummern.

Samstag, Juni 04, 2005

Eine Geschichte aus dem Jahr 2001

Wie hebt man einen etwa 40 Kilo schweren Malamut über eine rund zwei Meter hohe Felswand?
Gar nicht, eben.
Da nützt es einem auch nichts, daß dieser Hund, ich muß präziser sein, daß diese Hündin sich in ihrem Leben bisher als äußert geländegängig und bergtauglich erwiesen hat. Carhu, so ihr Name, begriff einfach nicht, daß sie von meinen Armen aus auf den weiter oben liegenden Felssims springen sollte. Hätte ich sie wie ein Gewichtheber stemmen können, wäre diese kleine Felswand kein unüberwindliches Hindernis mehr gewesen, aber wie gesagt, ohne Carhus Kooperation wurde nichts daraus. Auch mehrmalige Versuche brachten mich der Überwindung der Felswand nicht näher, sondern die schwindenden Kräfte in meinen Armen, ließen die Situation, zumindest für Carhu, nur gefährlicher werden, da ich sie beim Heben nicht mehr so sicher halten konnte.
Carhu verhielt sich in meinen Händen ruhig und ließ geduldig alle meine Versuche über sich ergehen, nur selber machte sie keine Anstalten aktiv zu werden. Das führte dazu, daß meine Laune kurz ins ärgerliche abdriftet und ich mit dem Hund haderte. Konnte sie nicht ein bißchen mitarbeiten? Aber es war Carhu nicht begreiflich zu machen, meine sicheren Hände zu verlassen.
So mußte ich das Unternehmen abblasen, die Situation überdenken und nach Alternativen suchen. Dem Hund konnte ich dabei doch keine Vorwürfe machen, sie tat ihr bestes und klettern war nun mal nicht ihre Sache. Außerdem, war nicht viel mehr meine zu geringe Kraft in den Armen schuld am Mißlingen des Vorhabens?
Keine Schuldzuweisungen, die Felswand war für uns unüberwindlich und damit genug.

Dabei wäre es danach zwar sehr steil, aber für den Hund doch bezwingbar weitergegangen. Ich hatte meinen Rucksack am Fuße der Felswand abgesetzt und war den gesicherten Teil des Steiges weiter nach oben geklettert. Metallstäbe als Tritthilfen und Drahtseile zum festhalten erleichterten mir das Vorankommen, wären aber nicht unbedingt notwendig gewesen. Zuerst führte der Steig eine Rinne bergauf, und ich überlegt mir dauernd, ob Carhu es schaffen könnte. Erde, Graspolster und kleine Felsvorsprünge ließen mich hofen, daß sie es schaffen würde. Abrutschen und den Halt verlieren dürfte sie nicht. Sie würde durch die Rinne und über die kleine Felswand hinunter stürzen. Diese Rinne wäre der gefährlichste Teil, doch wenn ich sie am Halsband anleinte, könnte ich vielleicht etwas Hilfestellung geben.
Nach der Rinne schwenkte der Steig nach rechts, blieb immer noch steil, aber Tritthilfen waren keine mehr nötig, doch ein Drahtseil verlieh Sicherheit. Nach unten hin schlossen Felsnasen den Abhang ab und nach ein paar Metern Kletterei erreichte man deutlich flacheres Gelände mit Almmatten, das ein problemloses Wandern versprach. Bis zum Hochplateau wußte ich, konnte es nicht mehr weit sein, denn obwohl ich diesen Weg noch nie gegangen war, sagte mir mein Orientierungssinn "ein paar Meter noch, und du stehst vor der kleinen Kapelle".
Ich war zufrieden, denn jetzt wußte ich, der Steig war zwar schwierig und gefährlich, aber gangbar. Ich kehrte um, stieg zu meinem brav wartenden Hund zurück. Wieder bei Carhu überlegt ich, ob ich zuerst mit dem Rucksack vorausgehen sollte, entschied mich aber anders. Ich hieß Carhu aufstehen, faßte sie unter dem Brustkorb und hinter den Hinterläufen, hob sie bis auf Schulterhöhe - und mußte erkennen, daß das zu wenig war. Es fehlte noch ein Stück. Nur, wie dieses Stück überwinden?
Für Bergwanderer wie mich gab es in etwa einer halben Meter Höhe einen Eisensporn als Steighilfe, doch mußte man sich gleichzeitig am, am oberen Rand befindlichen Drahtseil raufziehen. Meine Hände waren aber voll, voll mit Hund. Damit war die Tritthilfe nicht wirklich eine Hilfe für uns. 40 Kilo werden sehr schnell zu schwer, also setzte ich Carhu wieder ab, die nicht ganz begriffen hatte, warum ich sie denn gerade hier am Berg hochgehoben hatte.
Ich wollte noch nicht aufgeben. Nur diese Felswand stand zwischen meinem Ziel, die Heukuppe auf einer anderen Route zu besteigen, und der Niederlage des abbrechen müssens.
Carhu hochheben die zweite. "Hund, kletter da rauf, los, trau dich". Doch Carhu blieb ruhig in meinen Armen liegen.
"Wenn ich sie anders hebe, ihre Vorderpfoten auf die Felswand stelle und sie dann raufschiebe?" Doch Carhu begriff nicht was ich mit ihr anstellte und wurde zunehmend unruhiger. Ein letzter Versuch. Heben und stemmen und vielleicht...
Carhu blieb ruhig und das war gut so, denn wäre sie jetzt unruhig oder panisch geworden, ich hätte sie nicht mehr halten können und sie wäre mir aus den Händen ein paar Meter abgestürzt.
Ich atmete schwer und erholte mich vom Heben, Carhu erleichtert wieder am Boden zu sein sah mich groß an. Sie würde mir mit all ihr zur Verfügung stehenden Mitteln folgen, doch vorausklettern, das war und blieb ihr fremd.
"Guter Hund, braver Hund", dann eben nicht.

Es war ohnedies schon später Nachmittag, doch die milde Herbstsonne erwärmte unseren Flecken, die Aussicht war auch am Fuß der Felswand schön, der Hunger kam, also legte ich eine Rast ein. Essen, trinken, auch etwas für meinen Hund, den Ausblick auf die dicht bewaldeten Hügel, auf den einsamen Hof am Bergfuß und auf die gegenüberliegenden Berggipfel genießen, rasten, die Wärme genießen und die gewonnene Zeit, denn wir mußten ja nicht mehr auf den Gipfel.
Für den Gipfelsieg hatte ich mir eine Zigarre eingepackt. Doch hier am von der Sonne gewärmten Felsen sitzend, die Landschaft zu Füßen und meinen, nichtbestiegenen Berg im Rücken, einsam mit meinem Hund, der sich gemütlich hingelegt und ausgestreckt hatte, öffnete sich ein Zeitfenster, entließ mich der Alltag - und diesen Moment würde ich nun mit meiner mitgebrachten Zigarre krönen.