Dienstag, Juli 11, 2006

Ein Blick nach oben

Ich bin nicht geschult und doch versuche ich aufmerksam zu sein, versuche zu bemerken, versuche aufzumerken wenn... - ja, wenn etwas anders ist als gewöhnlich und doch wieder nicht so außergewöhnlich ist, daß es ungewöhnlich wäre.
Das zarte, muntere Zwitschern der Schwalben erfüllt die Luft und nun, da die Jungen flügge geworden sind, wenn auch noch ohne Ausdauer, aber schon mit beachtlicher Kunstfertigkeit, ist das heitere Geplauder allgegenwärtig. Ob sie sich elegant durch die Luft bewegen oder aufgereiht auf Leitungen sitzen, sie haben sich immer etwas mitzuteilen.
Diese munteren Schwalben sind die Hüter des Sommers. Kein anderer Vogel genießt derart die wohltuende Sonne und wird anscheinend, je wärmer, ja heißer es wird, umso aufgeweckter.
Und doch erregte in all dem fröhlichen Gezwitscher ein anderer Laut meine Aufmerksamkeit. Ein scharfer, aber trotzdem wohlklingender, hoher Laut. Über dem bunten Treiben war ein Falke aufgetaucht, nur kurz, schon flog er weiter, doch mit seinem markanten Ruf hatte er mich aufsehen lassen. Ich sah noch eine Weile in die Richtung, in die er verschwunden war, in der Hoffnung, ihn noch einmal zu Gesicht zu bekommen, doch er tauchte nicht wieder auf.
Schön, ich hatte ihn gesehen, ich hatte ihn bemerkt, er war meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, und doch stellte sich mir die Frage, wieviel unbemerkt an mir vorüberzieht, wieviel sich unbemerkt in meinem Umfeld ereignet, ohne daß ich davon Kenntnis nehme, ohne daß ich davon Kenntnis nehmen konnte, da es sich meinen ungeschärften Sinnen nicht entdeckte?