Freitag, August 18, 2006

Der große Baum

In den heutigen fortstwirtschaftlich intensiv genutzten Wäldern werden möglichst einheitliche, dichtgedrängte Baumbestände herangezogen und es bleibt wenig Raum für einzelne Bäume sich ihrer Art gemäß zu entfalten. Eine Buche im waldbaulich vorgegebenen dichten Verband ist schmal und hoch, kleinkronig und hat mit dem, wie Buchen sein könnten nur mehr wenig gemein.
Umso beeindruckender ist es, wenn sich plötzlich der Raum weitet und eine stattliche Rotbuche, an die dreißig Meter hoch, Platz für sich beansprucht - 30 Schritte im Durchmesser - 30 Schritte ohne auf einen anderen Baum zu treffen, 30 Schritte freie, behütete Fläche, 30 Schritte pastorale, beschirmte Baumherrlichkeit, 30 Schritte in deren Mitte ein Lebewesen steht, das mehrere hundert Jahre alt werden kann, 30 Schritte gedämpften, gebrochenen Lichts, 30 Schritte unter einer weit ausladenden Baumkrone, die sich elegant, ja fast zart ausbreitet, 30 Schritte die einen einladen sich zu lagern, hinzulegen und zu essen oder zu spielen, unter einem mächtigen grünschimmernden Laubdach.
Es ist einfach ein besonderer Ort. Ein Ort der zu so Vielem einlädt, den man aber auch demütig wieder verläßt, um seine Stille, um seine Erhabenheit nicht zu stören.