Mittwoch, Oktober 12, 2005

Sauerkirsche

Das war meine Assoziation, als ich gestern Abend im Wald unterwegs war und die vielen, eigenen Gerüche des herbstlichen Waldes bewußt wahrgenommen habe und sie ein- und zuzuordnen versuchte.
Es roch nach Reife, nach Frucht und nach Üppigkeit, aber nicht nach der süßen unter Obstbäumen, oder der erdigen von abgeernteten Feldern.
Bucheckern und Eicheln riechen anders!
Außerdem mischte sich in die herbfruchtige Fülle schon eine leichte Säurenote. War es das schon fallende Laub, war es der nun wieder beständig feuchte Humus, hinterlassen Pilze diese geruchlichen Spuren oder sind es die absterbenden Bodenpflanzen, die Kräuter, Gräser und Stauden, die ihren Beitrag zum großen Kreislauf des Lebens geleistet haben?
Noch sind die Gerüche frisch und voller Leben, wie auch die Tage noch sonnendurchflutet und freundlich sind. Die morgendlichen Nebel lösen sich noch auf und die Strahlen der Sonne wärmen noch behaglich. In diesem Wechselspiel von schon deutlich kühleren Nächten und wohligen Tagen, in den nebeligen allmorgendlichen Übergängen atmen auch die Tiere deutlicher und angestrengter, atmen ihre Anweseneheit hinaus und lassen ihre warmen wohlgenährten Leiber Dunstwolken entstehen, als suchten sie eine weitere, umfassendere Verbindung mit dem Land, mit ihrem Land. Und so verbindet sich auch ihr Geruch mit dem des Waldes und erzählt damit auch von ihrem Leben.