Dienstag, Juli 26, 2005

Wieder draußen

Nach Tagen war ich endlich wieder draußen unterwegs. Draußen bedeutet für mich im Wald und damit wird aus dem draußen eigentlich ein drinnen, denn ich gehe ja im Wald. Ich gehe unter zwanzig, dreißig Meter hohen Bäumen, die meine Wege beschatten und meine Blicke begrenzen. Ich liebe den Wald, mit all seinen, den Jahreszeiten folgenden, wechselnden Erscheinungsbildern, doch manchmal wird er mir zuviel, dann will ich aussehen können, will in die Ferne blicken können. Dann brauche ich offene, weite Horizonte.
Aber heute war mir die vertraute Geborgenheit gerade recht. Und wie ich so dahinging, stiegen mir wieder die bekannten Gerüche in die Nase, drangen wieder die gewohnten Geräusche an meine Ohren, fühlte ich mich wieder daheim. Doch die vergangenen Tage und Wochen, in denen ich fast gar nicht im Wald unterwegs gewesen war, zeigten Folgewirkungen. Die Art und Weise wie ich mich bewegte war sorglos, unaufmerksam und unbedacht geworden und damit laut.
Auf befestigten, asphaltierten oder gepflasterten Wegen und Straßen entwickelt mensch ein eigenes Gehverhalten. Der Untergrund ist gleichförmig, ohne Störungen oder Hindernissen und damit braucht mensch nur gleichförmig ein Bein vor das anderen zu setzen. Dazu kommen noch Schuhe, die ein kommunizieren der Füße mit dem Boden verhindern und die Folge ist ein monotoner, mechanischer, abstumpfender Ablauf.
Aus Beschreibungen war mir die erstaunliche Lautlosigkeit mit der sich Indianer fortzubewegen imstande waren bekannt. Verglich ich damit mein relativ lautes Gehen, war ich immer ratlos ob solcher Fähigkeiten. Doch durch meine häufigen Aufenthalte im Wald, aber auch durch ein Umsteigen auf leichteres Schuhwerk, beziehungsweise Gehen ohne Schuhe, merkte ich, wie sich etwas entwickelte, so als ob meine Füße zu sehen begännen.
So langsam sich diese Fähigkeit auch entwickelt, so schnell ist mensch sie auch wieder los. Den Unterschied habe ich deutlich gespürt.
So unbeholfen wie wir uns heute bewegen, so unbeholfen sind auch unsere heutigen Fähigkeiten der Wahrnehmung und das entscheidet grundlegend unsere Art und Weise mit, wie wir Natur erleben.