Freitag, April 22, 2005

Ein schöner Abschied?

Ein Todesfall in meinem weiteren Umfeld. Irgendwie wollte ich aber nicht einfach darüber hinweggehen, sondern mich von dem Menschen verabschieden. Was liegt näher, als zu dessen Begräbnis zu gehen? Zu einem Begräbnis wo mich niemand kennt, wo ich niemanden kenne, wo sehen und gesehen werden und tuscheln und tratschen wichtiger ist, als das Andenken an den Toten?
Nicht mein Fall.
Da kam mir die Idee, mich alleine, dafür in natürlicher Stille und persönlich, in meinem "Langhaus" zu verabschieden. Vier (für die Himmelsrichtungen) Räucherkegel, die den Übergang vom Leib zum Geist darstellen, wollte ich anzünden und dabei an den Menschen denken und das zu der Zeit, wo er begraben wurde.
Es war ein sonniger, warmer Frühlingstag, und am Weg zu meinem Platz im Wald, hatte ich Beobachtungen, die wahrscheinlich alle nur zufällig waren, aber da ich nicht an Zufälle glaube, zeigten sie mir, daß die "Waldgeister" mir wohlgesonnen waren - über der Wiese am Waldrand jagte ein selten zu beobachtender Falke und rüttelte gelegentlich, im Hintergrund, nicht weit entfernt in den Bäumen rief ein scheuer Kuckuck und als ich in den Wald trat, standen nur wenige Meter entfernt zwei Rehe im Buchenjungwuchs, blickten mich an und ließen mich vorbeigehen.
Im Langhaus entzündete ich die Räucherkegel und (im Nachhinein fiel mir auf, daß ich die Kegel schön nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet hatte [ich habe es mir am Stand der Sonne hergeleitet] - hätte ich sie bewußt aufstellen müssen, hätte ich mich getäuscht...) dachte an den Verstorbenen und den Spitznamen, den er mir gegeben hatte. Als die Kegel verglüht waren, fühlte ich nur noch eine Leere, als ob etwas gegangen wäre.
Einbildung, Zufall? - wahrscheinlich, aber nicht für mich.