Montag, März 14, 2005

Winterbach

Die nun endlich wieder scheinende Sonne läßt den Schnee schmelzen und das Tauwasser macht ihn schwer, läßt ihn in sich zusammensinken. Der Schnee ist alt, seine Zeit ist vorbei und bald wird er verschwunden sein. Wie auch schon längst sein reines Weiß schmutzig geworden ist, so ist auch die ursprüngliche Leichtigkeit verlorengegangen.
Vor Wochen, als es tagelang schneite, als unendlich viele Schneekristalle niedersanken, sich anhäuften und die Landschaft wie ein Soufflè bedeckten, da veränderte der Schnee auch den Bach. An seinen Rändern türmten sich die leichten Flocken überhängenden Wattebäuschen gleich und zogen die Kontouren des Bachlaufes neu. In fließenden runden Linien zog sich der vom unberührten Weiß des Schnees geblendete, nun dunkle, fast schwarze Wasserlauf dahin. Auch leise war er geworden. Es war nicht so eisig kalt, daß der Bach gefror, aber das muntere Plätschern war einem stillen unauffälligen Dahinfließen gewichen.
Der im zarten Weiß der Schneemassen versunkene Bach schien selbst in winterlichen Gedanken versunken zu sein.