Samstag, März 12, 2005

Naturverständnis

Ich dachte mir ich hätte eines -
doch je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, umso mehr muß ich erkennen, daß es mir fehlt. Ich kann nur zitieren: "Ich weiß, daß ich nichts weiß!"
Ob "...viele nicht einmal das wissen" tut nichts zur Sache. Ich habe keines, darauf kommt es an, und dabei hätte ich so gerne eines.
Naturverständnis, ein Verständnis des Wesens der mich umgebenden Umwelt, ihrer Vorgänge, ihrer Wechselwirkungen, ihrer Bestandteile, ja ihrer Gesamtheit - ihrer Natur eben.

Heute, nach all den Jahren, komme ich immer mehr zum Schluß, daß man Natur nur verstehen kann, wenn man in ihr lebt, von klein auf.
Aber ich lebe nicht in der Natur, noch nicht einmal mit ihr, nein, ich lebe höchstens neben ihr her, auch wenn ich mich bemühe mich täglich ein paar Stunden in ihr aufzuhalten. Aber was sind schon ein, zwei Stunden, von täglich vierundzwanzig? Es wird nie mehr als ein Besuch, ein kurzes Vorbeischauen um mich danach wieder in meine künstliche Welt zurückzuziehen.
Zwei Stunden in einer Winterlandschaft sind schön, da muß nicht einmal die Sonne scheinen, es kann sogar schneien, denn nach diesen zwei Stunden kehre ich ja wieder in die Wärme, in die Behaglichkeit zurück. Ich muß mir in den zwei Stunden kein Essen suchen und auch keinen Schlafplatz, ich brauche mich nicht vor Gefahren zu fürchten, ich komme einfach und schaue und genieße.
Ich genieße, weil ich nichts brauche und weil ich nichts brauche muß ich auch nichts verstehen, sondern kann mir vorstellen und ausmalen, kann bewerten und beurteilen, kann eingreifen, stören und verändern, denn mich betrifft es ja nicht.
Nur möchte ich gerade das nicht, doch ohne Verständnis, wie sollte ich anders agieren? Es passiert mir zwangsläufig.

Ich war gerade krank. Mit Bettlägerigkeit und Rekonvaleszenz sind dabei fast drei Wochen vergangen, in denen ich so gut wie überhaupt nicht draußen gewesen bin - und ist es mir abgegangen? Nein, im Gegenteil, ich war froh nicht raus in Schnee, Wind und Kälte gehen zu müssen.
Noch ein Gedanke - wenn ich für jeden Tag meines Lebens annehme drei Stunden im Freien gewesen zu sein, und das auf meine vierzig Jahre hochrechne, dann war ich insgesamt nur fünf Jahre draußen, bei vier Stunden wären es etwa sechseinhalb Jahre und bei fünf etwas über acht Jahre. Alleine für die letzten drei Wochen müßte ich da, um auf die "täglichen" drei bis fünf Stunden zu kommen, zwischen sechzig und hundert Stunden aufholen.
Und überhaupt, Stunden im Freien müssen nicht Stunden mit der Natur sein.
Es schaut nicht gut aus, leider.

2 Comments:

Blogger Paris Travel Courtesan said...

Gernot, schade das du krank warst, ich hoffe dir gehts jetzt viel besser... Gerstern war ich im park und es war sehr schoone..konnte mich richtig fallen lassen! Hab mich geborgen gefühlt als ich im der park gewesen bin. Gleichzeitig hat es geschneit. Der nature ist unendtlich schön. Schöne grüsse, Kathleen

März 13, 2005 11:10 AM  
Blogger Gernot H. said...

Danke!
Deinen Worten möchte ich nichts hinzufügen, sie sagen alles aus.

März 13, 2005 2:05 PM  

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