Mittwoch, März 16, 2005

Krähen-Wirbelsturm

Noch sind sie da, wie es auch noch den Schnee gibt, doch bald werden sie, wiederum wie der Schnee, verschwunden sein. Nur werden sie sich nicht aufgelöst haben, sondern werden in ihre russische Heimat zurückgekehrt sein.
Zur Zeit treffen sie sich jedoch noch jeden Abend zu gewaltigen Schwärmen, bevor sie sich auf ihren Schlafbäumen niederlassen. Ich kann sie leider nur vom Boden aus beobachten, doch würde ich diese Saatkrähenschwärme gerne einmal aus ihrer Perspektive erleben - fliegend, sich dreidimensional bewegen könnend. Denn von unten betrachtet ergeben die unzähligen Vögel ein wildes Durcheinander, ein abenteuerliches Ineinander und ein rasend schnelles Umeinander. So bildet sich ein Wirbel der alle herumfliegenden Krähen mitzureißen scheint. Immer höher schrauben sich die Tierkörper empor, manche werden hinauskatapultiert, doch alle werden von diesem Sturm aus lebendigen Kreaturen, die anscheinend eine größere Einheit, ein neues Wesen erstehen lassen, wieder aufgesogen, ins Zentrum der sich drehenden Walze gerissen und können einfach nicht anders, als mitzuwirken.
Ich stehe am Boden und kann nur fasziniert das Schauspiel verfolgen. Und so sehr ich mich auch bemühe, ich konnte noch nie einen Zusammenstoß zweier Krähen beobachten. Es scheint, als ob der kollektive Rausch der die Vögel befällt, sie auch dazu befähigt, sich mit traumwandlerischer Sicherheit in dem Tumult von Tieren zu bewegen.