Mittwoch, Februar 09, 2005

Auf freiem Feld

Das kommt davon, wenn man sich zu lange nur in bewaldetem Gelände bewegt. Man vergißt, wie schön es ist, in einer kalten, sternenklaren Winternacht über freies Feld zu wandern.
Selbst in einer Neumondnacht reicht die Helligkeit des vom Schnee reflektierten Lichts um ohne Lampe gehen zu können, man sieht die Konturen der Landschaft, erkennt Pflanzen und Tiere, kann seine Schritte sicher wählen und über allem erstreckt sich die unermeßliche Weite des sternefunkelnden Nachthimmels.
Kein Baum schränkt die Sicht ein oder verdunkelt den Weg. Die Nacht ist nicht dunkel, verborgen, beunruhigend, rundherum nur offene Landschaft. Weite die erhebt, weil sie blicken läßt, weil sie die Augen schweifen läßt, weil die Dinge etwas von uns abrücken, uns damit Luft lassen und so den Gedanken Freiräume eröffnen um durchzuatmen und den einengenden Druck des Alltags damit etwas auflösen. Aber auch weil das sanfte Nachtlicht die Dinge in einem neuen, ungewohnt und nicht vertrauten "Licht" erscheinen läßt. Was wir sehen ist bekannt und doch nicht das, was wir gewohnt sind. Die Dinge müssen nicht immer so sein, wie wir es erwarten, es könnte und kann auch ganz anders sein. Die Perspektiven verändern sich.
Aber nicht nur die sich anders präsentierende Landschaft trägt zum Zauber bei. Ganz wesentlich ist der klare Nachthimmel, denn mit seinen vielen leuchtenden Sternen, den großen und kleinen Sternbildern an denen man sich festhalten kann um sich nicht an der schieren Zahl der Sterne zu verlieren, ist der uns überspannende Himmel keine endlos tiefe Leere, wie unter tags, wo uns die grelle Sonne jede Sicht nimmt, nein, erst die vielen Sterne geben dem Himmel eine unbekannte Dimension, eine räumliche Tiefe die uns teilhaben läßt an den Weiten des Weltalls. Wir sind nur ein kleiner Teil von etwas viel Größerem, darum brauchen wir unsere Sorgen und Ängste nicht all zu ernst zu nehmen und das nimmt auch ein wenig die Last von unseren Schultern. Wir sind eben nur Teil eines Mysteriums, eines Wunders, wie man es auch immer bezeichnen will, aber wir sind eben auch Teil dieses Etwas.