Samstag, Jänner 08, 2005

Sternenbilder

Seit Jahren wollte ich mehr von ihnen kennen, doch meinen Wunsch konnte ich mir nicht erfüllen. Nicht, daß ich mit besonderem Nachdruck die Sache betrieben hätte, aber es blieb ein beständiges Anliegen. Wie oft habe ich hinaufgesehen und bei aller Pracht mich doch in der schieren Unermeßlichkeit verloren. Sterne über Sterne - viele hell leuchtend, doch noch viele mehr nur blaß schimmernd, nur zu sehen, wenn man genau hinsieht und je mehr man sich anstrengt, desto verwirrender wird ihre Zahl. Und manche, eigentlich nur ein paar wenige, werden zu Sternenbildern zusammengeführt, zu sehr abstrakten muß man hinzufügen.
Mein Leben lang begleitet, denn ich kann mich nicht mehr erinnern wer oder wann sie mir gezeigt wurden, haben mich drei Bilder und ein Stern. Mit denen mußte ich auskommen und konnte nur davon träumen all die anderen kennenzulernen. Der Große Wagen mit seiner Deichsel und dem Hinweis wo sein kleiner Bruder, der Kleine Wagen mit dem prominenten Polarstern, der den Nordpol markiert, zu finden ist und ein weiteres großes Sternbild, nämlich Orion, mit seinem Gürtel, den drei nah beieinander stehenden mittleren Sternen und dem davon herabhängenden Schwert.
Alle anderen Sternenbilder waren mir verborgen geblieben.
Und plötzlich, seit heute Abend, erschließt sich mir der Sternenhimmel.
Ich war wieder einmal spät mit meinem Hund unterwegs, die Dämmerung war schon längst der Nacht gewichen und noch im Wald war mir der sternenklare Nachthimmel aufgefallen und hatte gelegentlich meine Blicke auf sich gezogen. Zwischen den Bäumen konnte ich nicht all zu viel erkennen, außer vielleicht einer W-förmigen Konstellation einiger Sterne. Als ich auf die freie Wiesenfläche hinaustrat war dieses "W" deutlich zu sehen, aufgestellt und etwas verlaufend und als ich die fünf Sterne länger betrachtet hatte, fiel mir auf, daß sie mitten auf der, leider nur sehr schwach sichtbaren Milchstraße lagen. Das Streulicht einer Millionenstadt erhellt den Himmel doch sehr.
Diese W-förmige Anordnung habe ich seither nicht mehr aus den Augen verloren. Wie sich später zuhause herausstellte war es Cassiopeia. Mit meiner Sternenkarte stand ich im Garten und blickte wieder hinauf zu den Sternen und mit den Orientierungspunkten Großer Wagen, Orion und neu Cassiopeia, erschloß sich zu meiner übergroßen Freude endlich der nächtliche Sternenhimmel. Da war Pegasus und Andromeda, da waren die Plejaden, das Siebengestirn, das mir in den letzten Tagen, besser gesagt Nächten, schon aufgefallen war, da war der Fuhrmann und nicht weit entfernt mein Sternbild, der Zwilling, mit Castor und Pollux, der Kleine Hund und auf der anderen Seite der Milchstraße, knapp über dem Horizont, mehr zu erahnen, beziehungsweise nur an seinem hellsten Stern, Sirius, festzumachen, der Große Hund und am anderen Ende der Milchstraße, nach Cassiopeia, der Schwan. Taurus, der Stier und Perseus kann ich als Sternbilder noch nicht wirklich erkennen, ich weiß nun aber wo sie etwa sind.
Doch auch bei den bekannten Sternbildern habe ich Neues entdeckt. Das Reiterlein, Alkor, dicht neben dem mittleren Stern der Deichsel des großen Wagens, oder Beteigeuze, den markanten linken oberen Eckpunkt des Orion, oder den Orionnebel im Schwert. Auf einmal sehe ich sie alle und stehe nun jede Nacht, wenn es die Wolken zulassen, im Freien und erfreue mich noch intensiver am Nachthimmel, weil er nun viel vertrauter und damit näher geworden ist. Lerne etwas von Ekliptik und von Tierkreisen, von Sternhaufen und Wolken, von Planeten und Fixsternen, lerne ihre Namen und bin glücklich sie zu sehen.