Donnerstag, Jänner 06, 2005

Nachtspaziergang

Die Tage sind schon merkbar länger geworden, doch wenn ich am Abend erst gegen sechs oder sieben Uhr mit meinem Hund aufbreche, ist es bereits wieder finster. Die Wege meiner Umgebung sind mir bekannt und so gehe ich dann doch lieber im Wald als zwischen den Häusern spazieren.
Da schon lange kein Schnee mehr liegt und wir außerdem Neumond haben, was für die Sternenbeobachtung wiederum sehr gut ist, ist es im Wald doch recht dunkel. Weil ich fürchte, einem anderen nächtlichen Spaziergänger mit Hund zu begegnen und ihn aufgrund der Dunkelheit nicht rechtzeitig zu erkennen, leine ich meinen Hund immer an. Das verdirbt zwar ein wenig die Freude, doch ist es besser als ganz auf den Gang durch den nächtlichen Wald zu verzichten.
Wenn man wenig sieht, kann man aber mehr hören, wenn man horcht.
Doch ist es im Wald zur Zeit recht ruhig.
Am auffallendsten ist noch das Quietschen und Knarren der Bäume. Einige sind in den letzten Wochen von Schnee und Sturm gegen andere gedrückt worden. Sie haben ihren festen Halt verloren und würden sie nicht die sie umgebenden Bäume stützen, wären sie schon umgestürzt. Ein leichter Wind genügt nun und es reiben sich Stämme und Äste quietschend oder knarrend aneinander.
Nur gelegentlich hört man, daß man nicht alleine ist.
Dann sprengt manchmal ein Tier ziemlich laut durchs Unterholz, da brechen Zweige und Äste und laut raschelt das aufgewühlte Laub und man hört wie erschreckt es ist. Doch wenn man leise unterwegs ist flüchtet es nur ein paar Sätze, die Hufe schlagen dumpf am Boden auf und man erahnt die Kraft der Sprünge und gibt sich damit zufrieden. Und dann gibt es gelegentlich ein paar mutige, die verharren einfach still und wenn man selbst viel Geduld und Ruhe hat um selbst länger still zu stehen, dann hört man das leise Rascheln, das selbst der vorsichtige Tritt eines Tieres im Laub verursacht. Zwei, drei Schritte, Pause, lauschen, war da nicht etwas, dann wieder ein paar wenige Schritte, wieder eine Pause. Wildtiere bewegen sich nicht beständig vorwärts, nur Menschen tun das und daran kann man sie auch gut akustisch erkennen.