Samstag, Dezember 04, 2004

Zahlen, Daten, Fakten

Laut neuestem Living Planet Report des WWF, hat sich die Anzahl aller Wirbeltiere in den 30 Jahren von 1970 bis 2000 um 40% verringert. 40%, also zwei von fünf Tieren sind verschwunden. Denke ich an meine Hunde haltenden Bekannten, wüßte ich nicht, welche zwei Hunde zur "Auslöschung" auszuwählen wären (an den eigenen darf ich schon gar nicht denken). Gleichzeitig erhöhte sich die Weltbevölkerung von knapp unter vier Milliarden auf über sechs Milliarden Menschen, hat also um über 50 % zugenommen. Lebten also in einem Mietshaus 1970 zwanzig Menschen, leben in dem selben Mietshaus heute dreißig, oder fuhren 1970 vier Personen in einem Auto, drängen sich heute sechs darin.

Die brasilianische Regierung gibt an, daß etwa 2,3 bis 2,4 Millionen Hektar Amazonasurwald alleine im letzten Jahr gerodet und damit zerstört wurden (Greenpeace schätzt sogar an die 3 Millionen). Vergleiche ich die österreichischen Verhältnisse damit und Österreich ist ein waldreiches Land, da es fast zur Hälfte bewaldet ist (47 %), wäre in nur etwas über eineinhalb Jahren der gesamte Wald (3,9 Mio ha) verschwunden.

Ich bemühe mich umweltbewußt zu leben, doch lasse ich meinen "Global Footprint" berechnen, bräuchte die Menschheit, wenn alle so lebten wie ich, zumindest zweieinhalb Erden. Den Planeten den wir haben, dann noch einen und, weil das noch immer nicht reicht, noch einen halben. Dabei liege ich etwas unter dem österreichischen Schnitt und der liegt, vergleicht man westeuropäische Staaten, schon eher am unteren Ende. Und von den abartigen Werten, die man für US-Bürger errechnet, will ich hier gar nicht schreiben.
Mir geht es gut und ich denke, daß ich alles und mehr habe, was man zum Leben braucht. Doch betrachte ich die Müllsäcke, in denen alleine der Plastikmüll gesammelt wird, die jedes Monat anfallen, bin ich still entsetzt und ratlos über meinen Lebenswandel. Dabei versuche ich anders, bewußter zu leben, auf Konsum zu verzichten (wobei ohnedies das wenigste ein Verzicht ist) und gehe manch einer Person in meinem Umfeld damit auf die Nerven, oder ernte blankes Unverständnis ("soll ich dich im Auto mitnehmen?" "nein danke, ich gehe lieber zu Fuß" "???"). Doch schon die zugrunde liegende Basis ist zu viel. Das Haus, das Auto, der Computer, das Handy - die Lebensmittel, die Kleidung - der Strom, das Licht, die Wärme, die Mobilität. Für mich selbstverständlich und leider nur möglich, weil andere, ob Menschen in der Dritten Welt, ob Tiere in Massenstallungen, oder ganze Ökosysteme weltweit dafür ausgebeutet oder sogar vernichtet werden.
Was soll man mit einer Gesellschaft, die Konsum und zwar immer zunehmenden Konsum als Basis alles Tun sieht? Wie in ihr leben und sie doch verändern? Wo die Grenze ziehen und eigene Bequemlichkeiten aufgeben, worauf verzichten, was unterstützen?