Mittwoch, Dezember 08, 2004

Fotografie

Es gibt interessante Landschaften, da entdeckt man ein Bildmotiv nach dem anderen und dann gibt es die spröden Gegenden, die sich verschlossen halten. Da wird man erst fündig, wenn man sich intensiv und vorallem lange mit ihnen auseinandergesetzt hat. Und selbst dann, ist die fotografische Ausbeute meist gering. Die fotogenen Landschaften darf man nicht mit den vordergründig spektakulären verwechseln, denn bei aller Großartigkeit, sind oft auch diese, auf den ersten Blick so beeindruckenden Landschaften, schwer mit einem Fotoapparat zu fassen und verlangen genauso wie die wenig fotogenen nach einer intensiven Auseinandersetzung.
Der Grand Canyon ist so eine Landschaft - sehr spektakulär, aber reduziert auf ein Foto meist eindimensional, nichtssagend und damit ernüchternd. Andererseits wohne ich in einer Gegend, die absolut unspektakulär ist, dem Wienerwald. Und das verbindet ihn jetzt mit dem Grand Canyon, er ist ebenfalls schwer fotografisch darzustellen. Wie erfasst man Wald? Viele, viele Bäume? Nichtssagend, unbestimmt. Als Hintergrund, ja, vielleicht, aber wo bleibt das Motiv, der Ansporn sich das Bild anzusehen? Dann vielleicht ein einzelner, charaktervoller Baum? Der ist wieder kein Wald.
Außerdem ist es in einem Wald unter dem abschirmenden Blätterdach sehr dunkel. Ohne Stativ scheitern unzählige Aufnahmen an zu kleiner Blende, zu geringer Lichtempfindlichkeit, oder einfach an der viel zu langen Verschlußzeit.
Dabei gibt es so viel zu sehen und zu beobachten - die wechselnden, Wetter und tageszeitlich bedingten Lichtverhältnisse, die andauernden Veränderungen dieses Lebensraumes durch Wachsen, Zusammenbrechen und Neuentstehen, der Wechsel der Jahreszeiten, das erste Grün im Frühjahr, das tagelange Grau im Herbst, die kahlen Bäume im Winter, nicht zu vergessen die Bewohner des Waldes. Das alles gilt es festzuhalten, in ein Foto zu übersetzen und meist gelingt es nur, wenn man indirekt vorgeht. Schärfe, Perspektive und Belichtungszeit helfen, um auf einem Foto, den unnachahmlichen Eindruck den das menschliche Auge gewinnt, wiederzugeben oder zumindest nachzubilden.
Doch was sind schon gute Fotos. Ich wurde einmal gefragt: "Warum hast du das fotografiert?" Eine gute Frage, doch will ich darauf keine Antwort geben, denn mein Grundsatz lautet: "Entweder spricht das Foto den Betrachter an, dann stellt sich diese Frage nicht, oder eben das Foto spricht den Betrachter nicht an, dann hilft auch meine Erklärung nichts".
Eines meiner Lieblingsfotos, ein Ton in Ton gehaltenes Bild einer im seichten, ruhigen Wasser eines Sees stehende Forelle, deren Schatten seitlich neben ihr am schlammigen Seegrund zu sehen ist, hat zu meiner großen Verwunderung und auch Enttäuschung, bei den Betrachtern kaum Reaktionen hervorgerufen. Aber es zeigt nur, daß eben jeder Mensch anders sieht, anders betrachtet und anders wahrnimmt.
Darum werde ich in meiner Fotografie trotzdem die "farblosen" Farbfotos weiterverfolgen. Weder die Schwarz/Weiß-Fotografie, noch die intensive "Bunt"-Fotografie entsprechen meiner Ausdrucksweise. Möglichst wenige Farben, dafür in vielen Abstufungen die das Motiv betonen und wirken lassen, ohne selbst bildwirksam in Erscheinung zu treten, das Bild aber trotzdem nicht durch eine Reduktion auf bloße Grauschattierungen zu abstrahieren, wie es in der Schwarz/Weiß-Fotografie erfolgt.