Montag, Dezember 13, 2004

Der tägliche Spaziergang

Der tägliche Spaziergang nervt manchmal, wenn man das Gefühl hat, gerade erst alle möglichen Wege abgegangen zu sein. So streunen wir dann manchmal ziellos im Wald herum; zick-zack, wie Hasen, mal hierhin, mal dorthin.
Doch heute zog mich ein Ort an, an dem ich schon länger nicht mehr gewesen war. Es war eine kleine hölzerne Plattform, etwa einen Meter im Quadrat, auf ebenfalls etwa einen Meter hohen Stehern. Ich habe keine Ahnung wozu diese Plattform einmal gedient hat. Wäre es ein Hochsitz gewesen, hätte man ihn entweder komplett abgebaut oder ganz verfallen gelassen. Egal, diese Plattform befindet sich jedenfalls mitten im Wald, in ihrer Nähe gibt es keinen Weg oder Steig, sie steht am Rande eines Altbestandes zu einer kleinen Naturverjüngung und bin ich in ihrer Nähe, suche ich sie gerne auf. Dann lege ich mich auf das warme Holz, schaue den Stämmen entlang zu den Baumkronen hinauf, beobachte deren leichte Bewegungen, höre die Geräusche des Waldes und lasse meine Gedanken schweifen.
Mächtige Bäume, Rotbuchen, um die dreißig Meter hoch, jetzt laubfrei, so gleitet mein Blick den Stamm hinauf, dann den starken Ästen entlang bis zu den feinsten Zweigen. Jeder Kronenbereich ist vom anderen deutlich abgesetzt und durch einen schmalen Streifen getrennt. Die obersten Äste und Zweige sind meistens in Bewegung, denn schon leichte Windstöße wiegen sie hin und her. Nur bei starkem Wind bewegen sich auch die Stämme und man ahnt, welche Kräfte dann wirken. Im Herbst liege ich dort, und von oben fallen beständig die belb-roten Blätter herab. Hin und wieder huschen ein paar Meisen oder Finken durch die Äste und gelegentlich bekommt man auch einen Buntspecht zu sehen. Manchmal ziehen Wolken über den Himmel und ihre Bewegung läßt sich dann im Kontrast zu den Ästen gut verfolgen, meist bin ich jedoch dort wenn die Sonne scheintund mich ihre Strahlen wärmen, doch auch die ersten, aus dem Nichts fallenden Regentropfen, habe ich dort schon erlebt.