Freitag, Dezember 24, 2004

Über Frauen

Woher kommen Unterschiede? Und wenn, was ist wichtiger, worauf legen wir mehr Augenmerk - auf das was trennt, oder das, was uns allen gemeinsam ist? Sind Frau und Mann grundsätzlich verschieden, sind sie von Natur aus verschieden, oder ist es umgekehrt?
Ich bevorzuge den zweiten Ansatz, den der prinzipiellen Gleichartigkeit mit ein paar natürlichen Abweichungen. Doch trennend kommen die sozio-kulturell bedingten unterschiedlichen Erziehungsweisen wieder hinzu.
So werden Frau und Mann, egal von welcher Seite man/frau sich nähert, nicht gleich gesehen, nicht gleich behandelt und damit ergeben sich einfach Differenzen.
Ein Unterschied, bei dem ich mir schwer tue, ob er natürlich bedingt ist, oder erst durch die Erziehung entsteht, ist die unterschiedliche Beobachtungsgabe von Frauen und Männern.
Es gibt Studien darüber, daß Frauen zum Beispiel Gesichter, beziehungsweise die durch Gesichter ausgedrückten Stimmungen von Personen viel besser erkennen können. Aber auch bei der Beurteilung des Befindens von Kleinkindern aus Mimik, Gestik oder Körperhaltung schneiden Frauen viel besser ab.
Ob dieses bessere Erkennen nun biologisch bedingt ist, oder erst antrainiert wird, tut hier wenig zur Sache. Bemerkenswert ist die Fähigkeit. Und dieses Talent zeigt sich in den letzten Jahren auch im Bereich der Naturwissenschaften, vorallem auf dem Feld der Verhaltensforschung. Es finden sich mehr und mehr Frauen im einst männlich dominierten Bereich der Feldforschung von anderen Lebewesen ein und ihre Studien räumen vielfach mit althergebrachten Zuschreibungen auf. Gerade wenn es darum geht, feine Unterschiede festzuhalten. Ob die das Aussehen betreffen oder die Verhaltensweisen, der weibliche Erkennungsraster scheint feiner zu sein.
Hinzu kommt, daß mit der steigenden Zahl von Verhaltensforscherinnen auch verstärkt weibliche Lebensaspekte bei der Beurteilung von Verhaltensweisen oder Interaktionen berücksichtigt werden. Denn bisher lag auch in der Wissenschaft der männliche Blickwinkel allem zugrunde. Ob bei der Beurteilung von Hierarchien, oder von täglichen Verhaltensabläufen, ob bei der Bewertung von Bedürfnissen, oder der Einschätzung von Konflikten - männlich geprägte Überlegungen bildeten die selbstverständliche Basis.
Damit haben wir aber den viel weniger kulturell geprägten Tieren keinen guten Dienst erwiesen und es hat unserem Verständnis nicht wirklich weitergeholfen. Es ergibt sich nun eine neue Chance alte Zuschreibungen und Vorurteile über Bord zu werfen und Tiere in ihrer "tierischen" Gesamtheit besser verstehen zu lernen.