Montag, November 29, 2004

Wolfsbuch

Nun habe ich es doch zu Ende gelesen und es ist mir gar nicht schwer gefallen. Und das schreibe ich über ein Buch, das über Wölfe geschrieben wurde. Der Anfang, also nicht nur die ersten paar Seiten, sondern die ersten hundertundfünfzig Seiten hätte ich mir und der Autor uns allen ersparen können. Doch dann verändert sich das Buch von Grund auf. Wahrscheinlich liegt es daran, daß der Autor plötzlich wirklich etwas zu berichten hat. Auf den Seiten davor wurde ja aus einer Beobachtungswoche gleich eine "Wolfsforschung des Jahres soundso". Und wenn man nichts zu berichten hat, ist es schwer darüber zu schreiben. Genau das verändert sich im zweiten Teil des Buches. Da hat er nicht nur etwas, sondern da hat er viel zu berichten. Das liest sich gleich viel besser und nun, da es vorüber ist, finde ich es schade, daß ich nicht mehr am Leben der Wölfe teilhaben kann. Denn beim Lesen tauche ich wirklich in diese andere Welt ein, erlebe mit und fühle mich verbunden (darum kann ich ja auch nicht zu viel auf einmal lesen - das Leben (das Erleben) braucht Zeit!). Ist das Buch zu Ende, tauche ich wieder auf und muß manchmal enttäuscht feststellen, daß meine Realität ganz anders ausschaut. Nicht, daß ich aus meinem Leben flüchte, dazu finde ich es viel zu schön. Nein, gute Bücher sind einfach Erweiterungen, die sich mir eröffnen und es wäre ja eigenartig, wenn ich sie nicht nutzen würde. Und für diese Eintauchen hat mir der zweite Teil die Möglichkeit geboten, denn er war in den Beschreibungen interessant und hat mir die Wölfe vermitteln können. Nun liegt mir aber meine überaus schlechte Kritik, die ich geschrieben habe, im Magen. Doch ändern kann ich die leider nicht mehr.
Ich versuche in meinem Leben Negatives zu vermeiden und bin bei diesem Wolfsbuch in die Falle getappt, habe mich hinreißen lassen und was habe ich jetzt davon? War es wirklich notwendig jemanden, der sich für Wölfe einsetzt und darüber ein Buch schreibt so schlecht zu kritisieren? Wäre es nicht besser gewesen zu schweigen?
Schweigen und nachdenken. Und nachdenken und besser machen oder zumindest die zu unterstützen, von denen man glaubt, daß sie es besser machen. So verteile ich ja auch meine Spenden auf die diversen Naturschutz- und Menschenrechtsorganisationen, deren Aktionen ich vertreten kann, die meiner Meinung nach die richtigen Prioritäten setzen.
Es gibt ja so viel zu tun, zu bewirken, daß kein Ansatz wirklich schlecht sein kann. Vielleicht zeigt erst die Zeit, was gut und sinnvoll war und wo andererseits leere Kilometer gegangen wurden.