Freitag, November 19, 2004

Versuch

Heute versuche ich nur etwas zu schreiben, denn ein Vorfall in meinem persönlichen Umfeld hat mich tief getroffen und ob mir das Schreiben hilft, oder mir zuviel wird, werde ich erst sehen.
Dabei war der Tag schön. Nicht im klassischen Sinne, so mit Wärme und Sonnenschein; aber für mich, mit grauer Wolkendecke, Sturm und Schneegestöber - und ich mitten drin. Was schreibe ich von Wolkendecke? Es waren keine Wolken zu erkennen, nur ein diffuser hellgrauer, oder doch mehr schmutzig weißer Himmel. Ein blasses Nichts, ohne Anfang, ohne Ende, ohne Ränder, ohne Tiefen. Und selbst unter Himmel stellt man/frau sich etwas zu Konkretes vor - einen Himmel, offen und weit, aber heute war er zu und eng, dort oben gab es nicht, nur hier herunten. Als es finster wurde, lag es nicht am hereinbrechenden Abend - dort oben war es nicht mehr hell, dafür wurde es immer grauer. Und plötzlich fielen sie über die Bäume und Sträucher, über die Häuser und Straßen herein. Viele, viele, vom Wind vor sich her getriebene Schneeflocken - kalt und weiß und ohne Ende, mal jagten sie waagrecht über die Erde, dann drehten sich unzählige in Wirbeln, schienen gar aufzusteigen, um gleich darauf wieder ruhig auf den Boden zu gleiten, doch der nächste Windstoß trieb sie weiter.
Sie fielen und fielen und fielen und als ich aufschaute, waren sie gar nicht mehr weiß sondern schwarz, wie verbrannte Papierstückchen die ein Windhauch verträgt. Und darüber, dahinter, jenseits der fehlfarbenen Schneeflocken bekam der Himmel plötzlich Struktur, erkannte ich feine graue Adern die sich bewegten, ineinander flossen, Wölkchen und Wolken bildeten, sich wieder auflösten, verschwammen und wieder gruppierten. Es gab keinen Zweifel, da floß Marmor über den Himmel. So muß er ausgesehen haben, bevor er erstarrte. Ein schöner weicher Grundton, hellbeige, sehr dezent und fein eingearbeitet schüchtern graue Wolken, Adern, Züge, Flecken.