Sonntag, November 14, 2004

Saatkrähen

Es ist eigentlich ein Nachtrag, denn aufgetaucht, nein eingeflogen sind sie schon Mitte Oktober.
Die russischen Saatkrähen.
Ganz schwarz, mit grauen Schnäbeln, etwas kleiner als die einheimischen Nebel- und Rabenkrähen und nicht so schön.
Ich erinnere mich gut an die Tage vor ihrer Ankunft.
Die Nebel- und Rabenkrähen waren deutlich aktiver und lauter als gewöhnlich. Eine Unruhe lag in der Luft, die ich mir nicht erklären konnte. Das Wetter war sonnig und mild, eigentlich kein Grund für Aufregung. Doch die Nebel- und Rabenkrähen flogen häufiger herum, krächzten verstärkt, verweilten kaum und waren dadurch viel auffälliger als sie es gewöhnlich sind. Als spürten oder ahnten oder wüßten gar etwas.
Und dann der Tag. Plötzlich waren sie da, die Saatkrähen, und wie. Freudig flogen sie herum, Sturzflüge, Kapriolen, Wendungen, sie jagten und verfolgten sich, und ihre Schreie waren Lebensfreude pur.
Die großen Schwärme tauchen im Herbst auf und verschwinden im Frühjahr wieder. Der Winter, obwohl eine karge Zeit, bietet ihnen hier bessere Überlebensmöglichkeiten als im kalten Russland.
Ich frage mich schon lange, was "unsere" Krähen davon halten.
Saatkrähen fliehen nicht so schnell, halten sich auch lieber in bebautem Gebiet auf und sind kaum einmal alleine zu sehen. Die Nebel- und Rabenkrähen sind, obwohl sie ständig hier leben, oder weil sie ständig hier leben, scheuer, bevorzugen auch mehr die Waldränder - die Gegend kennen sie natürlich trotzdem genau. Wie erleben sie das massenhafte Auftauchen der Saatkrähen und das in einer Zeit die sich ohnedies nicht durch Üppigkeit auszeichnet?