Samstag, November 13, 2004

Novembertag

Fenster und Türen bleiben besser zu und eine dichte Wolkendecke sperrt die fahle Sonne weg. Unauffällig fällt der Regen, fällt nicht, fließt beständig aus dem trüben Himmel auf die triefend nasse Erde. An den Zweigen wachsen Tropfen und schon lange keine Blätter mehr. Die Tiere, die geblieben sind, sind fort, versteckt in einer Zeit die steht und einem Raum der sich verloren hat. Das pralle Leben ist grau und feucht und weich geworden.
Ruhig, still und bald schon wieder dunkel zieht der Tag vorbei. Vorbei, als wäre nie je was gewesen. Kein Anfang und kein Ende, kein Lichtstrahl und kein Farbenrausch, kein Gestern und kein Heute, kein Zeugen, Werden, Wachsen - kein Vergehen.
Ein Traum, ein Sinnenspiel? Ein Wahn? Ein Trugbild oder doch nur eine Täuschung?
Im November wird das Leben bleich und kurze Tage riechen mehr und mehr nach Moder und Verwesung.
Nicht einmal die Krähen haben Lust zu fliegen und fliehen diesen Tag durch wunderbare Unauffindbarkeit.
Die Sonnenblumenkerne rührt keine Meise an und abgefallene Äpfel glänzen feucht doch unberührt im müden Gras.
Selbst die Gedanken bleiben matt und klein und Schritt für Schritt begleitet nur die Nähe unsern Weg. Denn Ziele werden fraglos sinnlos, lösen sich vom Sinnen ab und gehen auf in der erahnten Nichtigkeit des eignen Seins.
Wo Leben, bleibst du denn an solch Tagen?