Donnerstag, November 18, 2004

Geschwindigkeit

Vorneweg ein Zitat, heute im Radio gehört: "Wenn ich mit dem Motorrad unterwegs bin, fühle ich mich eins mit mir selbst". Erst durch den Gebrauch einer Maschine, um das tun zu können, wozu man/frau sonst nicht fähig wäre (und biologisch gar nicht dafür "gebaut" ist) spürt die Person Erfüllung. Ein Rollstuhl ist auch eine Maschine, die es den Benutzern ermöglicht, Dinge zu tun, wozu sie sonst nicht fähig wären - doch die habe ich noch nie sagen gehört "Wenn ich im Rollstuhl sitze, fühle ich mich erst eins mit mir selbst".
Vielleicht weil jede/r der/die das hörte, sofort dächte "das ist absurd". Warum nur beim Rollstuhl und nicht beim Motorrad?
Der menschliche Körper zeichnet sich doch durch seine vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten aus - liegen, sitzen, gehen, laufen, springen, klettern, tanzen sogar schwimmen. Da fühlen wir uns nicht im Einklang mit uns selbst - aber wenn wir eine Maschine, also eine Krücke verwenden schon? Was ist da absurd?

Ich fahre gerne mit dem Rad, doch wenn ich daran denke was ich von der Landschaft mitbekommen habe, welche Eindrücke Zeit hatten von meinen Sinnen wahr- und aufgenommen zu werden, dann ist mir schon das Rad zu schnell. Die Landschaft verwischt, die Umwelt huscht vorbei , Begebenheiten werden flüchtig und STOP
denn das ist das Stichwort - flüchtig.
Flüchtig, flüchten, Flucht.
Schnell sind wir Menschen ursprünglich, wenn wir vor etwas flüchten, wenn wir davonlaufen, vor etwas weglaufen. Je schneller, desto bedrohlicher die Situation, desto größer die Gefahr. Sind heutige Rennfahrer Menschen mit der meisten Angst, weil sie ja am schnellsten sind, das heißt am schnellsten flüchten können?
Doch wovor flüchten denn alle so gerne? Etwa vor der Zeit und ihren immer stärker sicht- und spürbar werdenden negativen Erscheinungen und Entwicklungen?

Da ist mir ein Yogi verständlicher, der sich auf seinen Körper und damit wirklich auf sich selbst zurückzieht, ob durch seine Asanas oder durch die Meditation.

Noch ein kurzer Aspekt zur Geschwindigkeit mit der wir uns auf Motorrädern, in Autos, Zügen oder Flugzeugen fortbewegen:
ab etwa 75 km/h Windgeschwindigkeit spricht der Meteorologe von "Sturm",
ab 120 km/h Windgeschwindigkeit von "Orkan"

1 Comments:

Blogger stefanie said...

Der Vergleich mit dem Yogi ist gar nicht so schlecht. Man kann Motorradfahren nämlich auch anders empfinden. Für mich persönlich hat es etwas meditatives, was ich sonst nur vom Segeln kenne. Wenn ich den Fuß auf ein Segelboot setzte, fällt aller überflüssige Ballast von mir ab und ich habe das Gefühl ich bin eins mit dem Wasser, dem Wind und dem Boot. So etwas habe ich auf dem Motorrad auch schon erlebt. Das hat nichts mit dem Tempo (ich sage bewußt nicht Geschwindigkeit) zu tun. Vielleicht war die Bemerkung im Radio eher in diesem Sinne gemeint.

Dennoch: ich finde dein Naturtagebuch wundervoll und verfolge es mit großem Interesse!

November 19, 2004 8:38 PM  

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