Samstag, November 20, 2004

Die Hütte

Ich weiß nicht, was der Ofen hat. Er ist voller Asche und und so sehr ich auch rüttle, der Haufen wird nicht kleiner. Er muß aber weg, damit ich ein neues Feuer entzünden kann. Ich helfe mit einem Span nach, stochere und kratze, aber so wie ich es gerne hätte wird es nicht. Es sollte reichen, hoffe ich. Zerknülltes Zeitungspapier, darüber harzige Kiefernspäne und vorsichtig zwei kleine Buchenscheite. Bei anderen Öfen bringe ich damit immer in kürzester Zeit ein schönes Feuer zustande. Das Zündholz flammt auf, entzündet das Papier - es brennt, nur der Rauch bleibt nicht im Ofen, zieht nicht durch den Kamin ab, sondern qualmt in die Hütte.
In der Hütte ist es ohnedies kalt. Ich habe meine Jacke noch gar nicht ausgezogen und jetzt muß ich auch noch Fenster und Türen aufreißen, um den Rauch doch ins Freie zu bringen.
Der Ofen zieht nicht richtig. Ich habe wohl doch zu viel Asche drinnen gelassen. So kann von unten nicht genug Luft nachströmen, um das Feuer auflodern zu lassen. Es glost und qualmt. Ich zerknülle noch etwas Papier zünde auch das an und halte es in den Kamin. Vielleicht kann ich so die Luftzirkulation "anwerfen".
Es klappt. Das Feuer brennt, der Rauch ist draußen, Fenster und Türen sind wieder geschlossen und das Knistern und Knacken des brennenden Holzes und natürlich der rotgelbe Feuerschein lassen eine erste Gemütlichkeit aufkommen.
Über das Wochenende wird mich die Hütte beherbergen. Es ist alles da was man braucht. Ein Sofa, auf dem ich schlafen werde, einen Ofen, der mich wärmen wird, draußen ist ein Brunnen, wo ich mir Wasser holen kann und, um die Romantik nicht überborden zu lassen, Strom für den Herd und die Beleuchtung gibt es auch.
Später, als ich es mir wirklich gemütlich gemacht habe, das Tageslicht ist schon zur Neige gegangen und ich lese in einem Buch, kommt ein heftiger Wind auf und die kleine Holzhütte ächzt und knarrt. Jede Böe spürt man in der kleinen Hütte und ich freue mich zwar drinnen sein zu können, aber nicht so komplett die Verbindung zu draußen verloren zu haben. So lege ich das Buch zur Seite und lausche dem Wind.
Wieviel Wohnung, wieviel Haus braucht ein Mensch wirklich? Und ist es erstrebenswert sich mit Hilfe all der baulichen und technischen Möglichkeiten komplett von seiner Umwelt, von der Tages- und Nachtzeit, vom Wetter, von der Jahreszeit abzutrennen?