Mittwoch, November 17, 2004

Bücher

Gestern habe ich wieder einmal Post bekommen, spezielle Post. Es war eine Büchersendung. Zwei Naturbücher, die ich mir vor ein paar Tagen bestellt habe. Beide über den Raben - "Mind of the Raven" und "Ravens in Winter". Ich freue mich darüber und schon so darauf, denn Bücher über Raben oder Krähen suche ich schon lange und gerade die sind mir jetzt eigentlich zufällig empfohlen worden. (Aber wer an Zufälle glaubt, ist selber Schuld).
Als kleiner Junge hatte ich einmal ein außergewöhnliches Erlebnis mit einem Raben. Dort wo ich aufgewachsen bin, gab es keine Raben, doch eines Tages erschien einer in unserem Garten und zeigte keine Scheu vor mir. Ich wollte ihn mit Vogelfutter füttern, hockte mich hin, begab mich also etwa auf seine Höhe, was bei meiner damaligen Größe nicht schwer war und tatsächlich kam der schwarze Vogel näher, pickte am Futter, doch mir dann mitten auf die Stirn und sein großer, harter Schnabel tat ziemlich weh. Ich war entsetzt und wich zurück und nach einigen Hopsern flog der Rabe davon, ohne jemals wieder aufzutauchen. Kurz, schmerzvoll, aber beeindruckend.
Noch etwas verbindet mich mit Raben. In der zweiten Klasse der Volksschule schrieb ich in einer Schilderung von einem Kolkraben. Die Lehrerin strich das Wort als Schreibfehler an und verbesserte es auf Kohlraben. Es war ein schönes Gefühl schon mehr über die Natur zu wissen, na ja, zumindest den richtigen Namen des Vogels zu kennen, als die von mir nicht gerade geliebte Lehrerin. Aber was soll's - heute weiß ich leider noch immer kaum mehr, als den Namen.
Um diese Lücken zu füllen kaufe ich mir Bücher.
Ich liebe Bücher, denn sie eröffnen mir immer neue Welten und in die tauche ich gerne ein. Dazu brauche ich dann meine Ruhe, meine innere Ruhe - ich kann an verschiedensten Orten lesen, das Umfeld ist gar nicht so wichtig. Doch wenn ich meine Ruhe habe, betrete ich wirklich eine andere Welt. So kann ich auch nicht schnell lesen, oder all zu lange, denn das was ich lese will ich aufnehmen und empfinden und mich dann damit beschäftigen.
Ach ja, und heute habe ich mir endlich "Walden" von Henry Thoreau (die deutsche Ausgabe) gekauft. Die originale habe ich ja schon lange, aber über "A Week on the Concord and Merrimack Rivers" und "Civil Disobedience" bin ich nicht hinausgekommen. Vielleicht hätte ich doch mit "Walden" beginnen sollen. Aber sein English ist mir zu alt, zu schwer, voller lokalgeschichtlicher Anspielungen, die ich nicht mitbekomme oder verstehe. Obwohl, in "A Week..." habe ich einen wunderschönen Satz gelesen, bei dem es mir den Atem verschlagen hat, ob des Gedankenganges:
"It required some rudeness to disturb with our boat the mirror-like surface of the water". Eine spiegelglatte Wasseroberfläche ist für ihn so schön, daß er es als Grobheit empfindet, diese Zustand, diese Erscheinung nur zu stören. Da fühle ich mich selbst so grobschlächtig, da mir die Störung der Vollkommenheit solcher Wunder, die mit meinem Erscheinen einfach verbunden ist, bisher nicht aufgefallen ist.

P.S: Erwähnen wollte ich eigentlich nur, daß ich ohnehin gerade zwei Bücher lese. Ein Wolfsbuch und eines von und über einen alten Indianer und dabei schon wieder neue, ungelesene anhäufe.